Vater und Sohn und Heiliger Geist

 

Im Vater west die Ewigkeit. Das heißt: Die Ewigkeit kann man nicht verkleinern und nicht vergrößern. Denn die Ewigkeit gleicht einem Rad, das weder Anfang noch Ende hat. So ist die Ewigkeit im Vater vor jeder Kreatur, da sie immer und immer Ewigkeit war. Und was ist die Ewigkeit ? Gott. Ewigkeit ist aber einzig dadurch Ewigkeit, dass sie unendliches Leben ist. Daher lebt Gott in Ewigkeit. Leben geht aber nicht hervor aus Sterblichkeit, sondern Leben west im Leben. Kein Baum bleibt ohne Grünkraft, kein Stein ohne Feuchtigkeit, kein Geschöpf ohne die ihm eigene Kraft. Inwiefern ?

Das Wort des Vaters schuf jegliche Kreatur in seinem Auftrag. So ist der Vater in seiner gewaltigen Kraft nicht untätig. Gott wird deshalb "Vater" genannt, weil alles von ihm seinen Ursprung nimmt. Was im Vater west, ist nicht wie das im Menschen Wesende: zweifelhaft, vergangen oder zukünftig, neu oder alt; sondern alles, was im Vater ist, ist unwandelbar, beständig.

Im Sohn west die Gleichheit. Auf welche Weise ? Alle Geschöpfe waren vor der Zeit im Vater, er ordnete sie in sich, danach schuf sie der Sohn im Werk. Wie ist das zu verstehen ? Es ist ähnlich wie beim Menschen, der das Wissen um ein großes Werk in sich trägt, das er hernach durch sein Wort an den Tag bringt, sodass es unter Beifall in die Welt tritt. Der Vater ordnet, der Sohn wirkt. Denn der Vater hat alles in sich geordnet, und der Sohn hat es im Werk vollendet. Er ist das Licht vom Licht, das im Anfang war, vor aller Zeit, in der Ewigkeit. Dieses Licht ist der Sohn, der aus dem Vater aufglänzt. Und der Sohn zog das zuvor nicht leibhaft erschienene Gewand der Menschennatur an, die er aus Lehm gebildet hatte. So hatte Gott alle seine Werke im Blick vor sich als "Licht" (als Abbilder des Sohnes), und als er sprach: "Es werde!", zog jegliches das seiner Art gemäße Gewand an.

Im Heiligen Geist west die Verbindung von Ewigkeit und Gleichheit. Der Heilige Geist ist wie ein Feuer, nicht ein auslöschbares, das bald in Flammen aufscheint, bald erlischt. Denn der Heilige Geist durchströmt und verbindet die "Ewigkeit" und die "Gleichheit" so, dass sie eins sind, wie der Mensch ein Bündel zusammenschnürt - denn das Bündel wäre, wenn es nicht zusammengeschnürt würde, kein Bündel, sondern fiele auseinander. Oder wie der Schmied zwei Erzstücke durch Feuer zu einem verbindet. Er ist wie ein kreisendes Schwert, das nach allen Seiten geschwungen wird. Er ist das Festigende und das Belebende. Ohne den Heiligen Geist wäre die Gleichheit nicht Gleichheit. Der Heilige Geist ist in beiden und eins mit ihnen in der Gottheit, e i n Gott.

 

RESPONSORIUM

R Im Auftrag des Vaters schuf das Wort jegliche Kreatur. *So ist der Vater in seiner gewaltigen Kraft nicht untätig.

V Der Vater ordnet, der Sohn wirkt. *So ist der Vater in seiner gewaltigen Kraft nicht untätig.

 

ORATION

Gott, unser Herr, du verbindest alle, die an dich glauben,

zum gemeinsamen Streben. Gib, dass wir lieben, was du

befiehlst, und ersehnen, was du uns verheißen hast, damit

in der Unbeständigkeit dieses Lebens unsere Herzen dort

verankert seien, wo die wahren Freuden sind. Darum

bitten wir durch unsern Herrn Jesus Christus ...

 

(Lektionar zum Brevier, II/7)