Wehe der Seele, in der Christus nicht wohnt

 

Wie ein Haus, in dem sein Besitzer nicht mehr wohnt, sich in Dunkel, Schmach und Schande hüllt und von Schmutz und Unrat starrt, so geht es auch der Seele, die von ihrem Herrn getrennt ist, von ihm, der mit den Engeln in ihr Feste feierte. Das Dunkel der Sünde, schändliche Leidenschaften und alle Schmach erfüllen sie.

Wehe dem Weg, wenn niemand auf ihm wandert und keines Menschen Stimme auf ihm zu hören ist! Er wird zu einer Behausung wilder Tiere. Wehe der Seele, wenn der Herr nicht mehr auf ihr einherschreitet und mit seiner Stimme die bösen Tiere nicht mehr verscheucht! Wehe dem Haus, wenn der Herr nicht mehr in ihm wohnt! Wehe der Erde, wenn der Bauer fehlt, der sie bebaut. Wehe dem Schiff ohne Steuermann, denn es wird auf den tobenden Wogen des Meeres dahingetrieben und geht zugrunde. Wehe der Seele, wenn in ihr der wahre Steuermann Christus fehlt. Sie treibt auf dem bitteren Meer der Finsternis dahin, wird von den Wogen der Leidenschaften geschüttelt, vom Gewittersturm der bösen Geister bedrängt und geht schließlich unter.

Wehe der Seele, wenn ihr Christus fehlt, der sie mit Sorgfalt bebaut, damit sie gute Früchte des Geistes bringen kann! Sie ist öde, voll Dornen und Disteln, und am Ende erwartet sie statt der Ernte verzehrendes Feuer*. Wehe der Seele, wenn ihr Herr, Christus, nicht in ihr wohnt. Sie ist verlassen und ist erfüllt vom Modergeruch der Leidenschaften, eine Behausung des Bösen. Wenn der Bauer an die Feldarbeit geht, muss er das Werkzeug zur Hand nehmen und die Arbeitskleidung anziehen. So tut auch Christus, der König des Himmels, der wahre Ackerbauer im Himmel*. Als er zu der durch das Böse verödeten Menschheit kam, zog er den Leib an wie ein Gewand und trug das Kreuz wie ein Gerät, um die Einöde der Seele zu bebauen. Er rodete die Dornen und Disteln der bösen Geister, die in ihr wuchsen, jätete das Unkraut des Bösen und verbrannte das ganze Gestrüpp der Sünde mit Feuer. Nachdem er sie so mit dem Holz des Kreuzes bearbeitet hatte, pflanzte er in ihr das herrliche Paradies des Geistes, das Gott dem Herrn alle süßen und begehrenswerten Früchte bringt.

*Vgl. Mt 13,30. *Vgl. Joh 15,2.

 

RESPONSORIUM

R  Ich bin der wahre Weinstock, ihr seid die Reben; * in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht.

V  Wie mich der Vater geliebt hat, so habe auch ich euch geliebt. Bleibt in meiner Liebe!In wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht.

 

ORATION

Gütiger Gott, du hast uns durch deinen Sohn erlöst und

als deine geliebten Kinder angenommen. Sie voll Güte

auf alle, die an Christus glauben, und schenke ihnen die

wahre Freiheit und das ewige Erbe. Darum bitten wir

durch unsern Herrn Jesus Christus ...

 

(Lektionar zum Brevier II/7)