Das Strafgericht über Adam und Eva

 

"Zur Frau sprach Gott: Viel Mühsal bereite ich dir, sooft du schwanger wirst. Unter Schmerzen gebierst du Kinder."* Diese Worte Gottes zur Frau sind viel einfacher zu verstehen, wenn wir sie als prophetische Bildersprache verstehen*.

Die Worte beziehen sich in der Bildrede auf die Kirche als Braut Christi. Ihre Mühseligkeiten werden in diesem Leben wegen der Ursünde zahlreich, damit sie durch die Züchtigung zum ewigen Leben gelangt. Sie wird schwanger, sooft sie sich durch ihre Predigt und durch ein heiliges Leben abmüht, Gott geistliche Kinder zur Welt zu bringen. Darum sagt ihnen der berühmte Prediger: "Meine Kinder, für die ich von neuem Geburtswehen leide, bis Christus in euch Gestalt gewinnt."* Sie gebiert ihre Kinder in Schmerzen und ist besorgt, die Schlange könne ihnen die Sinne verderben, wie sie die Eva verführt hat, und sie könnten die Einfalt verlieren, die sie in Christus besitzen.

"Zu Adam sprach Gott: Weil du auf deine Frau gehört und von dem Baum gegessen hast, von dem zu essen ich dir verboten hatte: So ist verflucht der Ackerboden deinetwegen. Unter Mühsal wirst du von ihm essen alle Tage deines Lebens. Dornen und Disteln lässt er dir wachsen, und die Pflanzen des Feldes musst du essen."* "Wer wüsste nicht, dass damit die mühevolle Arbeit des Menschengeschlechtes auf Erden gemeint ist und dass es sie nicht gäbe, wenn wir das Glück des Paradieses festgehalten hätten?"* Denn wegen der Sünde des Menschen wurde die Erde verflucht, sodass sie Dornen hervorbringt, nicht damit sie selbst Schmerzen spürt, da sie doch ohne Empfindung ist. Sie soll vielmehr den Menschen immerfort das Verbrechen der menschlichen Sünde vor Augen stellen und sie mahnen, sich eines Tages von der Sünde abzuwenden und zu den Geboten Gottes zu bekehren.

*Gen 3,16. *Augustinus, De Genesi ad litteram 11,37. *Gal 4,19. *Gen 3,17a.18. *Augustinus, a.a.O. 11,38.

 

RESPONSORIUM

R  Durch den Ungehorsam des einen Menschen wurden die vielen zu Sündern, * durch den Gehorsam des Einen werden die vielen gerecht.

V  Feindschaft setze ich zwischen dich und die Frau, zwischen deinen Nachwuchs und ihren Nachwuchs. * Durch den Gehorsam des Einen werden die vielen gerecht.

 

ORATION

Herr, unser Gott, wir haben uns im Namen

deines Sohnes versammelt und rufen zu dir:

Erhöre die Bitten deines Volkes, mach uns

hellhörig für unseren Auftrag in dieser Zeit

und gib uns die Kraft, ihn zu erfüllen. Darum

bitten wir durch unsern Herrn Jesus Christus ...

 

(Lektionar zum Brevier, II/4)