Wir müssen vor allem für den ganzen Leib der Kirche beten

 

"Bring Gott als Opfer dein Lob, und erfülle dem Höchsten deine Gelübde."* Gott loben heißt: ein Gelübde machen und es erfüllen. Darum wird auch jener Samariter den übrigen neun Aussätzigen vorgezogen, weil er, mit ihnen durch das Machtwort des Herrn vom Aussatz gereinigt, allein zu Christus zurückkam, Gott lobte und ihm dankte. Von ihm sagt Jesus: "Ist denn keiner umgekehrt, um Gott zu ehren, außer diesem Fremden ?" Und er sagte zu ihm: "Steh auf und geh ! Dein Glaube hat dir geholfen."*

Auf eine göttliche Weise belehrte der Herr Jesus dich über die Güte des Vaters, der Gutes zu schenken weiß, damit du von ihm, dem Guten, Gutes erbittest. Er mahnt zu eindringlichem und häufigem Gebet. Aber das Beten soll nicht bis zum Überdruss verlängert, sondern häufig und beharrlich gesprochen werden. Beim lang andauernden Beten erheben sich meist Zerstreuungen. Unterbrechen wir es aber, schleicht sich gern der Leichtsinn ein.

Dann mahnt der Herr: Wenn du Verzeihung erbittest, musst du vor allem daran denken, andern zu vergeben*, damit die Stimme der Tat deine Bitte empfiehlt. Auch der Apostel lehrt, dass du ohne Zorn und Streit beten musst*, damit dein Gebet nicht gestört und verfälscht wird. Er lehrt auch, dass wir überall beten sollen*, obwohl der Heiland sagt: "Geh in deine Kammer !"*

Versteh das aber nicht von der Kammer, die, von Wänden umgeben, deinen Leib umfasst, sondern von der Kammer in dir, in der sich deine Gedanken und Gefühle befinden. Diese Kammer deines Gebets ist immer bei dir, sie ist immer verborgen, und über sie urteilt nur Gott allein.

Du wirst aber gelehrt, vor allem für das ganze Volk zu beten, das heißt für den ganzen Leib, für alle Glieder deiner Mutter. Das ist das vorzüglichste Zeichen gegenseitiger Liebe. Wenn du nämlich für dich betest, betest du eben nur für dich, und wenn die einzelnen nur für sich beten, ist die Gnade geringer für den Sünder als für den Fürsprecher. Da nun aber die einzelnen für alle beten, beten auch alle für die einzelnen.

*Ps 50,14. *Lk 17,18.19. *Vgl. Mk 11,25;  Mt 6,14-15;  18,35. *Vgl. 1 Tim 7,8. *Vgl. ebd. *Mt 6,6.

 

RESPONSORIUM

R  Gott, höre mein Flehen, achte auf mein Beten. * Vom Ende der Erde rufe ich zu dir.

V  Denn du, o Gott, hast meine Gelübde gehört und denen das Erbe gegeben, die deinen

Namen fürchten. * Vom Ende der Erde rufe ich zu dir.

 

ORATION

Gott, unser Herr, du verbindest alle, die an dich glauben,

zum gemeinsamen Streben. Gib, dass wir lieben, was du

befiehlst, und ersehnen, was du uns verheißen hast, damit

in der Unbeständigkeit dieses Lebens unsere Herzen dort

verankert seien, wo die wahren Freuden sind. Darum bitten

wir durch unsern Herrn Jesus Christus ...

 

(Lektionar zum Brevier, II/7)